1000 Jugendliche beten für Frieden und Verständigung

Bei Gesängen aus Taizé gedenken evangelische und katholische Jugendliche gemeinsam der Opfer der Reichspogromnacht Bamberg.

Der Bamberger Dom ist bis auf den letzten Platz besetzt. In den Seitenschiffen sitzen die Jugendlichen auf Isomatten und Sitzkissen auf dem Boden. Zwischen ihnen stehen überall Kerzen. Der Altar ist feierlich geschmückt und in rotes Kerzenlicht getaucht. Dort steht Frére Philip von der ökumenischen Bruderschaft aus Taizé. Er überbringt Grüße aus dem französischen Wallfahrtsort. Dort beginne gerade eine Zeit der Ruhe, bevor im kommenden Frühjahr wieder tausende Jugendliche aus ganz Europa dort zusammenkommen, um gemeinsam für Frieden und Verständigung zu beten.  

Seit nun 12 Jahren bringen die Evangelische Jugend und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) das Taizé-Gefühl immer am zweiten Freitag im November in den Bamberger Dom. Unterstützt werden sie dabei vom Jugendamt der Erzdiözese und der Diözesanstelle Berufe der Kirche. In diesem Jahr fiel der Tag genau auf den 9. November, an dem sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal und die Novemberrevolution zum 100. Mal jährten. In ihren Fürbitten gedachten die Jugendlichen der Opfer der Judenverfolgung und gelobten, immer gegen Rassismus aufzustehen.  

Gegründet wurde die Bruderschaft von Taizé auch unter den Eindrücken des zweiten Weltkrieges. Die Ordensleute sahen dabei vor allem die Jugend als die Quelle von Frieden und Verständigung. Ganz im Zeichen der Völkerverständigung stand daher auch die Nacht der Lichter. Bei der Andacht wurde nicht nur das Evangelium in acht Sprachen von den Jugendlichen vorgetragen, auch die Gesänge waren alle mehrsprachig. Unterstützt wurden die Jugendlichen dabei von dem Chor der Werkstatt Neues Geistliches Lied.  

Die Gesänge aus Taizé haben dabei einen meditativen Charakter und kreisen immer um ein Thema und einen Satz, der meist der Bibel entnommen ist. Das Thema wird leicht variiert und die Sprache des Textes wechselt, wobei jeder auch einfach die Sprache wählen kann, die ihm am nächsten ist. So kann sich jeder in die Musik versenken und schnell mitsingen, auch wenn er die Lieder vorab noch nicht kennt.   Höhepunkt der Andacht waren aber sieben Minuten Stille. Anfangs war es noch unruhig, doch Stück für Stück ergriffe die Stille den Raum. 1000 Menschen saßen beisammen und schwiegen. Manche schauten in ihre Kerzen, andere schlossen die Augen, einige nahmen sich sogar in die Arme: Ein Moment der Ruhe in der Hektik des Alltags. „Das ist ein Kontrapunkt zum Alltagsstress“, sagt Diözesanjugendpfarrer Norbert Förster. „Man kommt zur Ruhe, kann abschalten, auf sein Herz hören, auf Gott. Der Glaube gibt ganz schön viel Kraft.“  

Der Arbeitskreis „ökumenisch unterwegs“, der die Nacht der Lichter organisiert, bietet auch 2019 an Ostern, Pfingsten und in den Sommerferien Fahrten zu den internationalen Jugendtreffen in Taizé an. Weitere Informationen und Termine unter www.ökumenisch-unterwegs.de.